Stillen senkt das Brustkrebsrisiko – was die Forschung zeigt
Brustkrebs ist mit einem Anteil von rund 30 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Umso wichtiger ist die sogenannte Primärprävention – also Maßnahmen, die das Entstehen einer Krankheit bereits im Vorfeld verhindern können. Eine dieser Maßnahmen ist das Stillen.
Zahlreiche Studien belegen: Stillen kann das Risiko für Brustkrebs deutlich senken – und möglicherweise auch vor weiteren gynäkologischen Krebserkrankungen wie Gebärmutter- oder Eierstockkrebs schützen.
Wie wirkt sich Stillen auf das Brustkrebsrisiko aus?
Frauen, die ihre Kinder über einen längeren Zeitraum stillen, haben ein spürbar geringeres Risiko, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken – im Vergleich zu Frauen, die nicht stillen. Dabei gilt: Je länger die Stilldauer, desto größer der präventive Effekt.
Die wichtigsten Zahlen im Überblick:
- Pro 12 Monate Stillzeit sinkt das Brustkrebsrisiko um etwa 4,3 Prozent zusätzlich zur Risikominderung durch eine Geburt.
- Sechs Monate ausschließliches Stillen senken das Risiko um ca. 2 Prozent.
- Jede Geburt verringert das Risiko um etwa 7 Prozent.
- Auch bei genetisch bedingtem Brustkrebsrisiko durch BRCA1-Mutationen lässt sich das Risiko senken: nach einem Jahr Stillzeit um 32 Prozent, nach zwei Jahren um bis zu 49 Prozent.
Diese Risikoreduktion wurde sowohl bei Frauen vor als auch nach den Wechseljahren beobachtet.
Wie entsteht dieser Schutzeffekt?
Der genaue biologische Mechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Allerdings gibt es mehrere plausible Erklärungsansätze aus der medizinischen Forschung:
- Veränderte Hormonbalance: Während der Stillzeit sinkt der Östrogenspiegel, was die hormonelle Belastung des Brustgewebes reduziert. Östrogene gelten als wachstumsfördernd für Brustkrebszellen.
- Verzögerter Zyklusbeginn nach der Geburt: Durch das Stillen beginnt der Menstruationszyklus später, wodurch der Körper weniger häufig hormonellen Schwankungen ausgesetzt ist.
- Gewebeumbau während der Stillzeit: Das Brustgewebe wird durch Schwangerschaft und Stillzeit umstrukturiert. Diese Veränderungen können das Gewebe widerstandsfähiger gegen bösartige Zellveränderungen machen.
- Zellreinigung durch Apoptose: Am Ende der Stillzeit werden überflüssige Zellen auf natürliche Weise abgebaut – auch solche, die möglicherweise genetische Veränderungen aufweisen.
- Stärkung des Immunsystems im Brustgewebe: Muttermilch enthält eine Vielzahl an Immunzellen, Antikörpern und Botenstoffen, die das Brustgewebe zusätzlich schützen könnten.
- Epigenetische Effekte: Stillen scheint auch auf genetischer Ebene Schutzmechanismen zu aktivieren, die das Brustkrebsrisiko langfristig senken.
Gibt es auch Hinweise auf Schutz vor anderen Krebsarten?
Ja. Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass längere Stillzeiten ebenfalls einen – wenn auch geringeren – Schutzeffekt gegenüber Gebärmutter- und Eierstockkrebs haben könnten.
Öffentliche Gesundheit: Warum Stillförderung mehr Aufmerksamkeit verdient
Laut UNICEF könnten jährlich bis zu 1,6 Prozent der zu erwartenden Brustkrebserkrankungen verhindert werden, wenn der Anteil der Frauen, die sechs Monate lang stillen, um nur 16 Prozent steigen würde. Noch deutlicher wäre der Effekt, wenn mehr Frauen länger als 18 Monate stillen oder wenn die Zahl der Frauen, die gar nicht stillen, reduziert würde.
Fazit: Stillen ist ein wirksamer Schutzfaktor gegen Brustkrebs
Stillen ist weit mehr als Ernährung. Es ist ein natürlicher Schutzmechanismus für die Gesundheit der Mutter – mit positiven Langzeiteffekten. Je länger und intensiver gestillt wird, desto stärker ist der präventive Nutzen. Der Einfluss betrifft dabei nicht nur Brustkrebs, sondern möglicherweise auch andere hormonell bedingte Krebserkrankungen.
In unserer Frauenarztpraxis in Düsseldorf beraten wir Sie gerne persönlich zur Stillvorbereitung, Muttermilchbildung und Gesundheitsprävention für Mutter und Kind. Wenn Sie Fragen zum Thema Stillen und Krebsvorsorge haben, stehen wir Ihnen mit Fachwissen und Einfühlungsvermögen zur Seite.
Hinweis: Dieser Beitrag dient der allgemeinen Aufklärung und ersetzt nicht die individuelle Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Lassen Sie sich im persönlichen Gespräch zu Ihrer Lebenssituation, Stillfähigkeit und gesundheitlichen Prävention beraten.
