Eizellen einfrieren: Was Sie über Social Freezing wissen sollten
Immer mehr Frauen entscheiden sich heute dafür, ihre Familienplanung flexibel zu gestalten. Das Einfrieren von Eizellen – auch bekannt als „Social Freezing“ – ermöglicht es, die biologische Uhr ein Stück weit anzuhalten und die Fruchtbarkeit für später zu sichern. Doch wie funktioniert das genau? Welche Chancen, Risiken und Kosten sind mit dem Verfahren verbunden? Und für wen ist es sinnvoll?
In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wichtige rund um das Thema Eizellen einfrieren – verständlich erklärt und auf dem aktuellen Stand der medizinischen Forschung.
Warum lassen Frauen ihre Eizellen einfrieren?
Die weibliche Fruchtbarkeit ist zeitlich begrenzt – mit zunehmendem Alter nimmt sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Eizellen ab. Besonders ab dem 30. Lebensjahr sinkt die Eizellreserve spürbar, und mit ihr die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Hinzu kommt ein erhöhtes Risiko für genetische Auffälligkeiten und Schwangerschaftskomplikationen.
Das Einfrieren von Eizellen ermöglicht es, Eizellen in einem jüngeren und damit fruchtbareren Lebensalter zu entnehmen und für eine spätere Schwangerschaft zu konservieren – beispielsweise dann, wenn die persönlichen oder beruflichen Lebensumstände aktuell noch nicht zur Familienplanung passen.
Wie funktioniert das Einfrieren von Eizellen?
Das Verfahren ist medizinisch erprobt und erfolgt in mehreren Schritten:
1. Medizinische Abklärung und Diagnostik
Zunächst erfolgt ein ausführliches Beratungsgespräch in einer Kinderwunschklinik. Dabei wird Ihre hormonelle Ausgangslage untersucht – unter anderem durch den sogenannten AMH-Wert (Anti-Müller-Hormon), der Auskunft über Ihre Eizellreserve gibt. Viele Kliniken ermöglichen es heute, medizinische Voruntersuchungen wie Fragebögen oder Bluttests vorab digital abzuwickeln, um den Prozess zu beschleunigen.
2. Hormonelle Stimulation
Um mehrere Eizellen in einem Zyklus gewinnen zu können, erhalten Sie über etwa 10–12 Tage hinweg hormonelle Injektionen, die das Wachstum der Eibläschen (Follikel) anregen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin überwacht diesen Prozess engmaschig per Ultraschall und Blutuntersuchungen. Sobald die Follikel reif sind, wird der Eisprung gezielt ausgelöst.
3. Eizellentnahme
Die Eizellen werden unter leichter Sedierung mithilfe einer feinen Nadel über die Scheide entnommen. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Je nach Ausgangslage können mehrere Zyklen erforderlich sein, um ausreichend Eizellen einzufrieren – vor allem, wenn die Eizellreserve bereits reduziert ist.
4. Vitrifikation – modernes Einfrierverfahren
Die entnommenen Eizellen werden mittels Vitrifikation schockgefroren – ein ultraschnelles Verfahren, das die Bildung schädlicher Eiskristalle verhindert und die Zellstruktur bestmöglich erhält. Diese Methode gilt heute als Goldstandard beim Eizellen-Einfrieren.
Wie lange sind eingefrorene Eizellen haltbar?
Theoretisch unbegrenzt. Die Qualität der Eizellen bleibt im gefrorenen Zustand erhalten, unabhängig davon, wie viele Jahre sie gelagert werden. Entscheidend für die spätere Erfolgsquote ist das Alter bei der Entnahme – je jünger, desto besser.
Studien zeigen: Werden im Alter unter 35 Jahren etwa 20–25 Eizellen eingefroren, liegt die Chance auf eine spätere Schwangerschaft bei über 90 %.
Welche Risiken gibt es beim Einfrieren von Eizellen?
Das Verfahren gilt als sicher und wird seit vielen Jahren erfolgreich angewendet. Nebenwirkungen treten in der Regel nur vorübergehend auf, z. B.:
- Leichte Unterleibsschmerzen oder Krämpfe nach der Entnahme
- Übelkeit, Spannungsgefühle oder Müdigkeit während der hormonellen Stimulation
- In sehr seltenen Fällen: ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS)
Die meisten Beschwerden lassen sich mit Schmerzmitteln oder Schonung gut in den Griff bekommen.
Wichtig zu wissen: Die Kinder, die aus eingefrorenen Eizellen entstehen, haben laut aktueller Studien kein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen oder gesundheitliche Beeinträchtigungen.
Was kostet das Einfrieren von Eizellen?
Die Kosten variieren je nach Klinik und Umfang der Behandlung. Für einen Zyklus fallen in der Regel zwischen 2.000 und 5.500 Euro an – zuzüglich Medikamente und jährlicher Lagergebühren.
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten derzeit nur, wenn eine medizinische Indikation besteht – etwa vor einer Chemo- oder Strahlentherapie. Einige private Versicherungen oder Arbeitgeber bieten jedoch Unterstützungsmodelle für freiwilliges Social Freezing an.
Für wen ist Social Freezing sinnvoll?
- Für Frauen, die ihre Familienplanung aus beruflichen oder privaten Gründen aufschieben möchten
- Bei bekannt verminderter Eizellreserve oder frühzeitiger Wechseljahrs-Tendenz
- Vor geplanten medizinischen Eingriffen (z. B. Krebstherapie), die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten
- Für alle, die sich mehr Flexibilität und Sicherheit bei der späteren Familiengründung wünschen
Fazit: Die Entscheidung für mehr Zeit und Freiheit
Das Einfrieren von Eizellen kann Frauen dabei unterstützen, selbstbestimmt und vorausschauend mit ihrer Fruchtbarkeit umzugehen. Die Technik ist sicher, gut erforscht und medizinisch etabliert. Je früher im Leben die Entscheidung getroffen wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.
Ob Social Freezing auch für Sie infrage kommt, hängt von Ihrer individuellen Situation ab. Eine persönliche Beratung bei Ihrer Gynäkologin oder einem Kinderwunschzentrum gibt Ihnen die nötige Orientierung.
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